DIE KÄMPFER IN DER KÄLTE

DIE KÄMPFER IN DER KÄLTE

Lena Albrecht (29) ist seit acht Jahren begeisterte Stand-up-Paddlerin, sie leitet den „Saltwater Shop“ in Heiligenhafen, gibt SuP-Kurse und Seminare. im Sommer ist sie als Wettkampf-Judge unterwegs. ihre Leidenschaft sind mehrtägige Touren.

Kai-Nicolas Steimer (26) ist Schiffbau-Student, seit vielen Jahren bei SuP-Wettkämpfen aktiv. Sechsmal ist er deutscher Meister in Sprint oder Langdistanz geworden. Zudem hat er 2016 Platz drei bei den Wave-Meisterschaften errungen. Beide Sportler gehören zum nationalen SuP-Team von Fanatic.


KALTE VERBUNDENHEIT: Lena Albrecht und Kai-Nicolas Steimer suchten gemeinsam nach den eisfreien Wasserflächen in Norwegens Winterwelt

den Gletschersee gönnen sie sich die teuerste, aber auch gefühlt leckerste Pizza, die sie je hatten. „Die 30 Euro waren egal. Wir hätten jeden Preis bezahlt, Hauptsache, was Warmes zu essen."

Die Schmach, auf dem Gletschersee sein Board nicht zum Einsatz gebracht zu haben, lässt Kai nicht auf sich sitzen. Er ist einer der besten deutschen SUP-Sportler, mehrmals deutscher Meister im Sprint und auf der Langdistanz. Also machen sich die beiden am nächsten Tag auf, einen Flussabschnitt zu finden, der wilderes Wasser führt und noch befahrbar, jedoch nicht zugefroren ist. Das Problem: Viele kleinere Flüsse in Norwegen sind privat, und zum Schutz vor Seuchen, die den Lachsbestand gefährden könnten, ist das Befahren meistens verboten.

Am einem kleinen Flusszulauf am Sognefjord, an dem sie eine Art Basecamp errichtet haben, werden Lena und Kai fündig. Mit Vollvisierhelm und Protektoren ausgerüstet sucht sich Kai seinen Weg durch das aufgewühlte Wildwasser. Lena sichert am Ufer mit einem Wurfsack, um Kai im Notfall rausziehen zu können. Etwas, was die beiden nicht bedacht haben: Das Süßwasser friert derartig schnell, wenn es über das Boarddeck ließt, dass sich sofort eine rutschige Eisschicht bildet. Kai: „Ich konnte schon nach kurzer Zeit meine Füße nicht mehr versetzen, sonst wäre ich ausgerutscht." Das gleiche Problem am Paddelgriff und -schaft: Das eisige Wasser bildet sofort einen Eispanzer, macht kraftvolle Paddelzüge unmöglich.

Doch die Wildwasserpartie wird eh jäh beendet. Der Flussinhaber macht mit wüsten Beschimpfungen klar, was er von der Aktion auf seinem Revier hält, und zwingt sie zum Aufgeben. Die Tour führt nun weiter nach Westen, an die Küste, die für ihre eisigen Stürme, aber auch guten Wellen bekannt ist. Der Schnee bedeckt den Borestrand bei Stavanger bis ans Ufer, die eisige Kälte des Wassers wirkt lebensfeindlich.

Allerdings nicht für Kai: Die sauberen Wellen, der leichte Offshore-Wind und die Leere im Line-up befeuern seinen i nneren Ofen. Er zwängt sich in Neoprenanzug, Haube, Handschuhe und Füßlinge,

schnappt sich das Waveboard. Beinahe schulterhoch rollen die Wogen an den verschneiten Strand, perfekte Bedingungen. Es klappt! Erst nach einer Stunde ist sein innerer Ofen ausgebrannt, die Kälte zwingt ihn aufzuhören, aber er ist nicht unzufrieden. Er liebt solche Extremsituationen. Bei Wärme kann schließlich jeder paddeln.


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