hair language: die spräche der haare

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Gesichter faszinieren uns, sie ziehen uns magisch an. Sie sind entscheidend dafür ob wir jemanden auf den ersten Blick sympathisch finden oder nicht. Mithilfe unse res Gesichts kommunizieren wir - häufig sogar mehr als über unsere Stimme und unsere Worte. Das menschliche Gesicht ist ein nonverbales Kommunikationsmittel. Es will sich mitteilen, und dabei hat es nicht nur anderen, sondern auch uns selbst etwas zu sagen. Menschen, besonders diejenigen, die sich für das Gesichtlesen in teressieren, schenken häufig einzelnen Merkmalen wie Falten besondere Aufmerk samkeit. Andere wiederum glauben, dass in der Form und Struktur der Nase, des Kinns oder des Mundes alle Antworten »geschrieben« stünden. Nur sehr wenige achten dagegen ganz bewusst auf die Haare und deren Aufbau, Beschaffenheit und Darstellung - was mich als Gesichtleser überrascht, denn auch unsere Haare geben uns zahlreiche aufschlussreiche Hinweise, die es nur zu erkennen gilt. 
 
 
Wenn wir einmal den Aufwand betrachten, den wir mit unseren Haaren im Vergleich zu unseren anderen Körperteilen, selbst dem Gesicht, betreiben, wird uns deren Bedeutung vielleicht klarer - und dies gilt nicht nur für die Frisur, sondern auch für die Pflege der Augenbrauen und des Bartes, der Scham- und Beinbehaa rung, ja, selbst der Haare, die aus Nase und Ohren wachsen. Im Verlauf einer Wo che kommen bei vielen Menschen auf diese Weise etliche Stunden zusammen. 
Doch nicht nur wir selbst beschäftigen uns mit unseren Haaren, wir lassen auch gern Fremde Hand anlegen: Haarentfernungsstudios schießen wie Pilze aus dem Boden, in vielen Ländern gibt es »Eye & Eyelash Shops«, in denen sich die Mit arbeiter nur um die Augenbrauen und Wimpern ihrer Kunden kümmern, und 
von den Millionen Friseuren weltweit brauchen wir gar nicht erst zu sprechen - allein in Deutschland zählen wir etwa 74 000 Friseursalons. Wir finden sie an nahezu jeder Straßenecke, und selbst im entlegensten Dorf ist die Wahrscheinlichkeit groß, zumindest einen Friseursalon zu finden. Friseure oder Friseurin- nen sind dabei häufig nicht nur Fachmann bzw. -frau in Sachen Haare, sie sind Unterhalter, Vertrauensperson, Psychologe und Gesundheitsberater in einem. Nur wenige Berufe sind derart vielschichtig. 
Dennoch zeigt sich, dass Haare nur sehr oberflächlich wahrgenommen werden. Abseits des Friseurhandwerks besteht wenig Interesse an der tiefen Aussa gekraft der Haare. Die publikationen zum Thema beschränken sich meist auf einzelne redaktionelle Beiträge, die über Mittel und Produkte der Haar veränderung informieren, und in den Veröffentlichungen rund um das Ge sichtlesen werden sie ebenso stiefmüt terlich behandelt wie in den wenigen wissenschaftlichen Publikationen. Und ganz nebenbei: Ist es nicht höchst inte ressant, dass wir nahezu für jedes Organ oder jedes Anliegen unseres Körpers einen Spezialisten kennen, der uns im Falle einer Erkrankung oder eines Mangels weiterhilft? Es gibt Neurologen, Zahnärzte, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Orthopäden, Augenärzte, Urologen, Frauenärzte, Proktologen - und selbst für unser Unterbewusst sein, unsere Gedanken und Gefühlswelten gibt es mit dem Psychologen einen spezialisierten Heilkundigen. Und was gilt in Bezug auf unsere Haare? Hier gibt es keinen klar definierten 
 
Spezialisten. Für sie ist der Hautarzt, der Dermatologe, mit zuständig. 
Vielleicht liegt es daran, dass Haare genau wie Federn wissenschaftlich als Hautanhangsgebilde (Adnexen) bezeichnet werden - kein sehr schmeichelhafter Begriff, oder? Wir unterschätzen unsere Haare, wenn wir sie auf einen solchen Begriff reduzieren, denn kein vernünfti ger Mensch wird bestreiten wollen, dass es Zusammenhänge zwischen einer Erkrankung und dem Zustand der Haare 
gibt - wie auch immer diese im Detail 
aussehen mögen. Haare stehen für Le benskraft und Energie, nicht umsonst sind die Haarwurzeln mit die empfindlichsten Stellen unseres Körpers. Unsere Haare spie geln unsere Lebensgeister wider und sind schon deshalb ein sehr sensibles Thema. Besonders deutlich wird dies, wenn Men schen ergrauen oder komplett ihre Haarpracht verlieren. Viele werden unruhig, nachdenklich oder sogar unglücklich, denn die Vergänglichkeit, das Durchschreiten verschiedener Lebens abschnitte, möglicherweise das Erreichen eines letzten Kapitels wird ihnen vor Augen geführt. 
Doch Gesundheit und Alter sind nur Teilaspekte, zu denen sich noch ein anderer wichtiger Aspekt gesellt: Unser Haar ist einer der zentralen auslösenden Faktoren von Sympathie und Antipathie. Beim Zustandekommen eines ersten Eindrucks stellt die Frisur einen der wichtigsten Schlüsselreize dar. Wir drücken un sere Persönlichkeit gern über die Haare aus. Warum sonst geben Haare so häufig Anlass zum Streit innerhalb einer Familie? Wer seine Haare färbt, schneidet, rasiert, verlängert oder flechtet, der 

riskiert oder provoziert Kritik oder sogar Ablehnung - je nachdem, in welchem Umfeld er sich bewegt. Oder er kann das genaue Gegenteil bewirken und durchweg Wohlgefallen in seiner Umgebung auslösen und bewundernde Blicke auf sich ziehen. Doch so oder so sollte uns klar sein, dass jede Ver änderung unserer Haare von unseren Mitmenschen aufmerksam verfolgt, eingeordnet und häufig auch bewertet wird. Die Art, wie wir unsere Haare tra gen, sagt etwas über unser Wesen und unsere Einstellung zum Leben aus. Sie repräsentieren unsere Persönlichkeit, unsere Gedanken und unsere Überzeu gungen. Mit einem neuen Haarschnitt oder einer neuen Haarfarbe markieren wir hin und wieder sogar einen Wende punkt in unserem Leben. 
Auf diese Weise dienen Haare der nonverbalen Kommunikation: Wir teilen uns der Außenwelt mit. Nicht nur mit hilfe unserer Stimme oder der Sprache unseres Körpers, der »Body Language«, sprechen wir, sondern es sind letztlich auch unsere Haare, die besonders gesprächig sind - und die »Hair Langua ge« ist keineswegs eine Geheimsprache. Sie läuft nicht im Verborgenen ab, sondern ist aussagekräftig und lässt sich kaum ignorieren. Doch obwohl 
wir dieses Wissen tief in uns tragen, verlassen wir uns beim Kennenlernen eines Menschen lieber auf andere, eher verstandesorientierte Herangehensweisen. Dabei ist derjenige, der die »Hair Language« versteht, klar im Vorteil. Wer sehen und hören kann, was Haare ihm mitteilen, der hat ei nen wertvollen Informationsvorsprung. Dieser kann den Umgang miteinander vereinfachen und das Wesen eines Mitmenschen verständlicher machen - und das ist ganz im Sinne der Tradition und ursprünglichen Motivation eines Gesichtlesers. Er will den Menschen nicht kategorisieren, bewerten oder verurteilen, sondern er möchte das wahre Wesen eines Menschen sicht bar werden lassen - und die Haare sind hierbei ein nicht zu unterschät zendes Hilfsmittel. 
Ich würde mir von Herzen wünschen, dass Sie die nun folgenden Seiten un ter diesem »Gesichtspunkt« lesen und ihren Inhalt als Anregung zum bes seren Verständnis Ihrer Mitmenschen verstehen. 
Herzlichen Dank. 
Ich sehe dich! 
Eric Standop 
 


 
 

 
 


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